Montag, 2. Juni 2008

Do. / Thu 29. Mai- So./Sun1.Juni Hitzehölle im kasachischen Glutofen - sind wir am Ende? In the Heat of the Kasachan desert - is it all over now ?


Die traumhafte Nacht im Charyn Canyon wird von einem ebenso schönen Sonnenaufgang verabschiedet. Wir stehen mittlerweile um fünf Uhr morgens auf, um der brutalen Hitze etwas zu entgehen, die morgens um acht schon dreissig Grad im Schatten zu bieten hat.
Der Horizont der Steppe verschwimmt flimmernd vor Hitze, als wir an einer heftigen Steigung aus der Ferne einen Radler erkennen. Es ist Beat aus der Schweiz, ein sehr sympathischer und richtig tougher Extrembiker auf dem Weg in die Mongolei- mit sechs Liter Wasser, dreissig Kilo Gepäck und jeder Menge Power in den Wadeln. Mehr von diesem netten Zeitgenossen findet ihr unter www.betzgi.ch

Der Asphalt-Grill begleitet uns weiter Richtung Norden, abends um acht vierzig Grad im Schatten, auf der Strasse bei High Noon deutlich über fünfzig Grad im Schatten- wenn es denn welchen geben würde. Der "Fahrtwind" ist ein gigantisches Heißluftgebläse, der Kampf gegen die Hitze nur noch mit Wasser zu gewinnen, daß wir erst über unsere Sturmhauben, zuletzt direkt in die Helme schütten, um wenigstens der "Zentrale" etwas Kühlung zu verschaffen.
Die anfangs noch abwechslungsreiche Landschaft geht Richtung Norden zunehmend in eine aride Wüstensteppe über, das Auge verliert den Horizont zunehmend, und wir wechseln uns beim vorausfahren ab, um wenistens etwas zum sehen zu haben.Dabei müssen wir große Abstände halten, um nicht unsere Maschinen mit neunzig Sachen in die unvermittelt vor uns auftauchenden Schlaglöcher rauschen zu lassen, die bei der steil stehenden Sonne kaum zu erkennen sind. Wer meint neunzig sei ja wohl keine geschwindigkeit,den laden wir gerne zu einer kleinen Testfahrt ein- spart jedes Endurotraining :-) Viele dieser Krater haben Tiefe und Ausdehnung, um Mann und Maschine zum intensiven Kennenlernen der Seidenstraße einzuladen, auf der wir uns inzwischen wieder bewegen.Wir sind um jede Öffnung dankbar, die die Familie Held in unsere sehr gut belüfteten Jacken geschneidert hat und vor allem über die herausnehmbare Membran, ohne die wir längst die Form von Grillhähnchen hätten. Wir kämpfen mit unserer "Steppenhammerkaffeemischung" gegen die extreme Müdigkeit und sind froh, wenn wir abends im Zelt die Augen schließen können.
In Usharal treffen wir beim Kaffeepause machen Jörn, einen sehr netten Berliner, der für eine deutsche Firma Telekommunikationslogistik entlang einer Gaspipeline aufbaut und viel Interessantes aus seinen Erfahrungen zu berichten weiß.


Unsere letzte Nacht in Kasachstan verbringen wir kurz vor Cemey, besser bekannt unter seinem russischen Namen Semipalatinsk. Im Umfeld der Stadt waren große Teile der russischen Atomwaffentests durchgeführt worden. Als strahlengehärtete Op-und Steppenmenschen trotzen wir auch dieser Bedrohung und quartieren uns in einer Truckerabsteige für die Nacht ein.

Dabei kommt dann statt Dusche unser erster Banya-Besuch heraus- die russische Badesauna, die den meisten das nicht vorhandene Bad auf sehr sehr einfachem, aber völlig ausreichenden Niveau ersetzt.
Danach werden wir von russischen und kasachischen Wachmännern zu einem fantastischen Schaschlik und noch mehr Wodka eingeladen.
Wir schaffen es, mit einem Wodka davonzukommen, hören Wind of Change mit den Jungs und gehen relativ früh ins Bett,weil wir morgen über die Grenze zurück nach Rußland bis nach Barnaul kommen wollen.
Was für eine feine überraschung, als wir morgens um 5 aufstehen und aus der Tür zu den Mopeds wollen !
Der sehr nette Besitzer des Ladens hatte unsere Bitte nach einem Schlüssel für unsere Zimmertür etwas zu ernst genommen. Nachdem es keinen Schlüssel für unsere Tür gab, hat er uns einfach für die Nacht von außen eingeschlossen- mit dem Ergebnis, das wir morgens nicht mehr rauskommen !!
Alles Rufen und Klopfen bleibt hinter der massiven Tür erfolglos, so daß Hombre zur radikalen Lösung greift.

Mit unserem geliebten WIHA-Werkzeug von Lorenz Heinlein baut er das ganze Türschloß aus und wieder ein, und wenige Minuten später sitzen wir nach erfolgreicher "Flucht" auf den bepackten Bikes und sind ready to go als es passiert :

Babas Bike stottert kurz beim Anfahren, stirbt beim hochschalten vom 2. in den dritten Gang komplett ab, ballert eine riesige Fehlzündung in den Sonnenaufgang und übergießt das ganze Szenario mit einem infernalischen Lärm, als ob jemand eine Ladung Metallfrösche in den Mixer geworfen hätte.
Noch schlimmer- das Geräusch bleibt beim wiederanlassen unverändert bestehen !
Irgendwie haben die Ankerwelle oder der Freilauf der Anlassers etwas abbekommen.

Der Motor selbst läuft gottseidank einwandfrei und wir entscheiden uns ersteinmal, bis Barnaul weiterzufahren.Die Grenze selbst läuft in 2 h ohne jedes Problem ab. Trotzdem ist unsere Stimmung bei der Abreise aus Kasachstan eher bedrückt, obwohl uns Kasachstan und seine Menschen so viel freundliche Wärme gegeben haben- am besten beschreibt es vielleicht unsere letzte Polizeikontrolle in Kasachstan, die mit einem Gruppenfoto mit dem extra dazugerufenen Polizeichef endet:-)

Ach ja, die russische Isomatte hat die amerikanische genau um eine Nacht überlebt- diesmal Ventilschaden ! Jetzt liegen sie gemeinsam entsorgt im selben Mülleimer- auch eine Form der Völkerverständigung :-)

Macht Euch ansonsten keine Sorgen- alle anderen Probleme sind dafür da, gelöst zu werden.
Wir sind inzwischen in Barnaul und haben die Logistik angeworfen, die Routenplanung ersteinmal Richtung Krasnojarsk umgestellt, und werden nach hoffentlich möglicher Reparatur versuchen, von dort in die Mongolei zu kommen, wenn es irgendwie geht .

Maktub - folge den Zeichen !

Gute Nacht an alle und ganz lieben Dank für eure Gästebucheinträgeund mails, die uns viel Kraft und Motivation zum Durchhalten geben, Dir Lena fürs Anrufen, Markus Brielmayer von Pia motors für den Support, und natürlich Dir lieber Robert, für die klasse Basteleien an unserer Homepage-das war Gedankenübertragung :-)

Gute Nacht (mittlerweile + 5h zur deutschen Zeit )
Hombre und Baba