Freitag, 11. Juli 2008

Samstag 4. Juli bis Montag, 6. Juli- Donnerwetter, Tempel und Skorbut an Hombres Ritzel - Out of Mongolia !

Wie so oft sollte auch der Samstag nicht ohne neue Überraschung bleiben. Auf unserem Weg in den Nordwesten nach Morun fahren wir durch wunderschöne und satt grüne Hügellandschaft vorbei an den gemischten Viehherden der Mongolen mit Pferden, Rindern, Schafen, Ziegen und Yaks, als an Hombres Dakar plötzlich ein lautes Knacken die Idylle stört.
Wir stoppen und suchen die Ursache- als wir die Ritzelabdeckung von Hombres Bike abschrauben, sind wir ersteinmal geschockt -



das bei der letzten Kontrolle noch völlig intakte Ritzel hat massiven Zahnschwund und pfeift buchstäblich aus dem vorletzten Loch- mag man "steile Zähne" an anderer Stelle noch ganz nett finden- wir haben noch über 3000 km Pisten und über 6000 km bis Vladivostok vor uns.
Ab jetzt haben wir ein neues Problem zu lösen.
Wir überlegen gemeinsam was zu tun ist, und entscheiden uns, die in der Mongolei geplanten 1200 km Piste zu canceln. Wir müssen den Weg nach Vladivostok schaffen, und genau diese 1200 km könnten uns am Ende fehlen.
Wieder schweren Herzens drehen wir um, zurück Richtung russische Grenze. Als Tageshighligt beschließt dann "unsere Standardnachmittagsgewitterwolke" mal so richtig zu zeigen, was sie kann und brennt eben mal schnell das Unwetterprogramm über uns ab.
Wir flüchten in den nächsten Ort und sind nicht wenig überrascht, Hervée und Irène (www.develotour.fr ) wiederzutreffen. Die beiden sind von China mit dem Rad in die Mongolei und weiter unterwegs. Wir hatten sie an unserem ersten Mongolei-Tag an der Strasse getroffen- jetzt ist das Hallo groß und wir verbringen den Abend gemeinsam mit den beiden- bei Fruchtsaft wegen der noch andauernden Alkoholverbots im Land. Das dann in der Nacht die Alarmanlage unserer Bikes von betrunkenen Mongolen ausgelöst werden soll hier nur eine Randnotiz der Geschichte sein :-).

Sonntag, 5. Juli - as???
Gerade mal 60 km sind wir unterwegs, als wir uns einem kleinen Café am Rand der Strasse zwei schwer bepackte KTM stehen sehen. Roman und Philipp aus Prag haben ihre Ktms mit dem Zug bis Irkutsk verladen und sind nach 6000 Gobi-Offroad-km auf dem Weg zurück nach Irkutsk. Als wir sie treffen, kommen sie gerade aus A??,0 zurück,einer der wenigen von den Kommunisten seinerzeit verschonten buddhistischen Tempelanlagen.
Wider einmal besiegt unsere Neugier auf das Land und seine Menschen unsere Zweifel, ob das Ritzel halten wird.
Wir geniessen die siebzig Kilometer Pisten und trockene Dirtroad ohne uns vorstellen zu wollen, wie die Strecke bei Regen aussehen wird.
Wir durchqueren kleinere Flüsse und Gewässer, tief genug immerhin, daß sich ein eine mongolische Familie mit ihrem Auto darin festfährt - mit vielen schiebenden Helfern wird die Fuhre unter fröhlichem Gejohle wieder flottgemacht.
Die Tempelanlage selbst verzauc uns mit der dem Buddhismus immer innewohnenden Friedfertigkeit, die so garnicht zu den Ereignissen der letzten Tage passen will.
Als sich von oben neues Regenunheil ankündigt treten wir den geordneten Rückzug an, solange Piste und Flüsse noch passierbar sind.
Wir verbringen unsere letzte mongolische Nacht mit dem zufriedenen Gefühl eines zwar kurzen, dafür aber umso intensiveren Mongoleiaufenthaltes.

Montag, 7. juli
Die mongolische Grenze wird nochmal kurz zum richtigen Bikertreff, als wir in der 2-stundenwarteschlange nicht nur Roman und Philipp wiedertreffen, sondern auch noch Kamil aus Polen, der mit seiner Freundin auf einer African Twin von Hongkong aus in einem Jahr um die Welt nach Polen fährt- good luck guys !

Der anschließende fast dreistündige mongolische Versuch, die Ausreise nocheinmal besonders kompliziert zu machen gelingt prächtig. Nicht nur die Mittagspause oder das ständige Verwechseln mit polnischen und tschechischen Pässen helfen intensiv dazu, sondern auch die fantastische Wahnidee eines Grenzers, von unseren Pässen eine Fotokopie machen zu wollen- nur dumm, daß es an der ganzen Grenzstation keinen Kopierer gibt !?
Durch intensives Anwenden altbewährter abendländischer Körpersprachesignale stehen wir nach einer weiteren Stunde wieder mit unseren Pässen in Rußland- und irgendwie fühlt es sich für uns an, als ob wir "nach Hause" in unser Rußland zurückkommen.
Wir fahren bis spät abends und übernachten in Ulan Ude- ab morgen ist das Heading wieder OST- Vladivostok ist der Weg- Ankommen aus eigener Kraft unser Ziel !
Hombre (der mit der Kette knackt) und BABA (der noch der zweiten Zeitzone in drei Tagen garnicht mehr weiß, wie spät es ist und jetzt aufhört mit dem Daumenkino - Bilder zum Blog folgen, wenn wir wieder online sind )